Lukas Ehrle zum Nachwuchsläufer des Jahres 2021 gekürt
  29.11.2021 •     BLV , BW-Leichtathletik


Der von German Road Races und laufen.de gekürte Nachwuchsläufer des Jahres 2021 heißt Lukas Ehrle. Der 17-Jährige von der LG Brandenkopf holte sich in Uelzen den Titel als Deutscher U18-Meister über zehn Kilometer auf der Straße.

Beim Hörnle-Berglauf in Bad Kohlgrub wurde er sogar Zweiter bei den Deutschen Berglaufmeisterschaften der Erwachsenen. Zusammen mit seinem Trainer Timo Zeiler arbeitet er jetzt an neuen Erfolgen, ohne schon zu wissen, ob ihn sein Weg später einmal zum Berglauf, zum Trailrunning oder doch zum Straßenlauf führen wird.

Ob aus Lukas Ehrle mal ein Top-Straßenläufer wird? Ganz klar ist das zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht. Was nicht an seinem Talent liegt. Davon hat der 17-Jährige reichlich. Er ist Deutscher Meister in der U18 über zehn Kilometer auf der Straße. In Uelzen gewann er in seiner persönlichen Bestzeit von 31:24 Minuten. Aber er ist halt in einer anderen Disziplin noch besser. Richtig wohl fühlt er sich, wenn es richtig bergauf geht. Und so wurde er 2021 deutscher Vizemeister im Berglauf. Bei den Männern wohlgemerkt. In Bad Kohlgrub war er der zweitschnellste beim traditionellen Hörnlelauf.

Nur Maximilian Zeus war auf den gut sieben Kilometern mit 639 Höhenmetern am Aussichtsberg in den Ammergauer Alpen schneller. „Ich bin mit dem schnellen Anfangstempo bestens zurechtgekommen und habe mich gewundert, dass die anderen mir nicht weglaufen konnten. Ich glaube, ich habe meine Disziplin gefunden“, freute sich der in die elfte Gymnasialklasse gehende Schüler hinterher. Er benötigte 32:24 Minuten und lag nur 18 Sekunden hinter dem Sieger und mehrmaligen Deutschen Meister Maximilian Zeus.

Dabei kommt der Gymnasiast noch nicht einmal aus einer der gebirgigsten Regionen Deutschlands. Klar, von Villingen aus ist es nicht weit bis in den Schwarzwald. „Aber meistens trainiere ich doch an den Hügeln daheim. Und die sind nicht besonders hoch“, sagt Lukas Ehrle. Dass er im Berglauf noch stärker ist als auf der Straße, liegt daran, dass er dort seine Kraftausdauer ausspielen kann. „Auf der Straße geht es doch mehr um Schnelligkeit“, sagt er – und die ist bei ihm auch für sein Alter noch ausbaufähig.

Allerdings trainiert er auch bei einem, dem der Berglauf besonders am Herzen liegt. Timo Zeiler war zwischen 2008 und 2012 fünfmal in Folge Deutscher Meister in dieser Disziplin und bei zahlreichen Welt- und Europameisterschaften am Start – mit dem besten Ergebnis 2009, als er bei den Europameisterschaften Vierter war. Dass die beiden zusammenarbeiten, liegt am Hohenzollern-Berglauf in Mössingen. Der findet Jahr für Jahr unweit von Timo Zeilers Heimatort Bisingen auf der Schwäbischen Alb statt und führt auf die Burg Hohenzollern. 2019 lief Timo Zeiler dort auf Rang drei und wunderte sich, was für ein junger Kerl da ständig an seinen Fersen klebte. Das war Lukas Ehrle, der auf Rang vier lief. Nach dem Rennen kamen die beiden ins Gespräch tauschten Kontakte aus und kurze Zeit später war der erfahrene Bergläufer der Coach des Talentes.

Lukas Ehrle begann mit der Leichtathletik beim TV Villingen, das Laufen trainierte er nebenbei im Wald. Er wechselte dann zum Verein von Timo Zeiler. Bei der LG Brandenkopf steht der Berglauf im Mittelpunkt und Lukas Ehrles Talent begann, sich voll zu zeigen. Unterstützt wird er dabei von seinen Eltern, die begeisterte Hobbyläufer sind. Er trainiert sechsmal in der Woche, dazu gehören immer auch Einheiten, in denen er nicht läuft, sondern auch mal Mountainbike fährt.

Ob er sich nach seinem Abitur, das er 2023 machen wird, auf den Berglauf, die Straße oder sogar auf Trails konzentrieren wird, weiß er noch nicht. Vorbilder hat er jedenfalls für alles. Neben Timo Zeiler, der am Berg und auf den Trails erfolgreich war, eifert er auch einem der besten deutschen Bahn- und Straßenläufer der vergangenen zehn Jahre nach: Richard Ringer, der über 10.000 Meter auf der Bahn in 27:36,52 Minuten und seit 2021 auch im Marathon mit 2:08:49 Stunden jeweils der viertschnellste Deutsche aller Zeiten ist. Die beiden kennen sich sogar persönlich, wie Lukas Ehrle erzählt: „Zusammen mit meiner Schwester habe ich vor ein paar Jahren bei einer Wunschaktion im Kinderteil unserer Zeitung mitgemacht. Wir haben uns gewünscht, Richard Ringer mal zu interviewen.“ Die Zeitung erfüllte ihnen den Wunsch, und seitdem schreiben sich Richard Ringer und die Ehrle-Geschwister regelmäßig Briefe. Und wer weiß, vielleicht gelingt es Lukas Ehrle ja sogar, auf der Straße in die Fußstapfen seines Vorbildes zu treten.

Viele von seinen Vorgängern als Träger des GRR-Nachwuchspreises haben das ja schon geschafft, worauf Lukas Ehrle selbst hinweist, als er gefragt wird, was diese Auszeichnung ihm bedeutet. „Das ist eine sehr große Ehre. Vor allem wenn man sieht, wer diesen Preis in der Vergangenheit erhalten hat.“ Darunter waren viele, die später im Erwachsenenbereich große Erfolge erringen konnte – man denke bloß an Konstanze Klosterhalfen, Alina Reh, Gesa-Felicitas Krause, Corinna Harrer und Homiyu Tesfaye. Vielleicht wird diese Reihe ja irgendwann um den Namen Lukas Ehrle ergänzt.