Sieben DM-Titel gehen nach Baden-Württemberg
  27.06.2022 •     WLV , Top-News WLV , Wettkampf , BLV , BW-Leichtathletik , Top-News BW-Leichtathletik , Leistungssport


Diskuswerferin Kristin Pudenz (Potsdam; 67,10 m), Weitspringerin Malaika Mihambo (LG Kurpfalz; 6,85 m), Speerwerfer Julian Weber (Mainz; 86,61 m), Stabhochspringer Bo Kanda Lita Baehre (Leverkusen; 5,90 m) und 100 Meter-Siegerin Gina Lückenkemper (Berlin; 10,99 m) setzten die Glanzlichter der Deutschen Meisterschaften im Berliner Olympiastadion. Aber auch die Baden-Württemberger ließen mit sieben Titeln am Sonntag aufhorchen.

Titel für Heinle und Knäsche

Fabian Heinle (VfB Stuttgart) holte dort, wo er 2018 EM-Silber gewann, seinen vierten Deutschen Meistertitel. 7,81 Meter, erzielt gleich in seinem ersten Versuch, standen am Ende zu Buche. Einen Überraschungssieg landete Anjuli Knäsche (LG Leinfelden-Echterdingen) im Stabhochsprung mit deutscher Jahresbestleistung von 4,55 Meter und Einstellung ihrer persönlichen Bestleistung. „Die EM in München wäre jetzt cool“, meinte die 29-Jährige“. Fünf Zentimeter fehlen ihr zur EM noch. Knäsche hatte 2019 ihre Karriere beendet und liefert jetzt Höhenflüge ab. Sie arbeitet als Trainerin bei der LG Leinfelden-Echterdingen. Jacqueline Otchere (MTG Mannheim) holte Bronze mit 4,60 Meter.

Favoritensieg durch Malaika Mihambo

Malaika Mihambo holt sich souverän mit 6,85 Meter ihren vierten Titel im Weitsprung, an der Stelle, an der sie 2018 mit 6,75 Meter 50.000 Zuschauer im Olympiastadion begeisterte und damals den EM-Titel gewann. DM-Gold als Signal für eine Plakette in derselben Farbe bei der WM in Eugene? Keine Frage: Mihambo ist die große Hoffnung der deutschen Leichtathletik in den USA. „Einen guten Wettkampf hinlegen, dann kann es bei WM und EM wieder zu einer Medaille reichen“, gab sich Mihambo optimistisch.

Carolina Krafzik (VfL Sindelfimngen) musste kämpfen, bis sie ihren vierten Titel in Serie in der Tasche hatte. Mit einem furiosen Tempolauf stürmte sie als Erste auf die Zielgerade, doch an der letzten Hürde kämpften drei Läuferinnen um den Sieg. Am Ende durfte die Sindelfingerin die Arme zum Jubel hochreißen, als ihr vierter DM-Titel in Serie unter Dach und Fach war. „Ich hatte eine schwierige Saison und deshalb froh wie es gekommen ist“, strahlte sie. Jetzt nimmt sie mit viel Mut die WM in Angriff. Ihr Rückflug von Berlin am Montag wurde gecancelt, die Schüler ihrer Grundschule, die zuhause an den Fernsehgeräten saßen, dürfen sich freuen.

Mit einer sensationellen Schlussrunde von 56,9 Sekunden holte sich Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen) über 1.500 Meter ihren neunten Titel. Das Unternehmen Doppelstart über 5.000 Meter musste sie nach der halben Distanz wegen Atemproblemen abbrechen. So lief Alina Reh (SCC Belin/Laichingen) mit einem einzigen Tempolauf vom Start bis ins Ziel zu ihrer dritten Goldmedaille über die 5.000 Meter. „Die Bedingungen waren schon sehr hart heute“, stellte die Laichingerin fest. Doch dieser Sieg hat Alina Reh viel für ihre Selbstbewusstsein gebracht, das in den letzten Monaten durch Fußverletzung und Herzmuskelentzündung arg gebeutelt war.

Christoph Kessler (LG Region Karlsruhe) musste lange warten bis sein Sieg über 1.500 Meter feststand. Auf der Bahn war er in 3:44,64 Minuten der Schnellste. Doch es gab einen Protest, Kessler war in der Schlusskurve in eine Rangelei verwickelt. Erst nach Protest und Gegenprotest blieb der sportliche Ausgang stehen. „Weil das Rennen taktisch gelaufen wurde, hatte ich hinten raus eine gute Chance“, war Kessler am Ende zufrieden. Bei der EM in München will er diese Strecke angreifen. Und mit seiner Freundin Katharina Trost am liebsten mit dem Fahrrad zu den Finals fahren, denn das Paar wohnt gerade eine Viertelstunde vom Olympiastadion entfernt.

Sensationssieg durch Tim Holzapfel

Bleibt die Sensation der Meisterschaften: Tim Holzapfel (Unterländer LG) war als Zwölfter nach Berlin angereist und kehrte als Deutscher Meister über 800 Meter zurück. Der von Thomas Jeggle in Pliezhausen trainierte bislang unbekannte Läufer nahm auf der blauen Bahn das Herz in die Hand und wurde mit neuer Bestleistung von 1:49,24 Minuten Deutscher Meister. „Ich bin als Underdog angereist, Das hätte ich mir nicht mal zu träumen gewagt“, plauderte der junge Mann, als er seinen ersten Marathon an den Mikrofonen gemacht hatte. Ein Wunsch blieb offen: „Mein Traum wäre, einmal im Nationaltrikot zu starten“. Spricht nach seiner Berliner Vorstellung eigentlich nichts dagegen …

Die baden-württembergischen Medaillengewinner der Deutschen Meisterschaften:

Gold
Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen) 1.500 m Frauen – 4:22,13 Minuten
Carolina Krafzik (VfL Sindelfingen) 400 Meter Hürden Frauen – 55,73 Sekunden
Anjuli Knäsche (LG Leinfelden-Echterdingen) Stabhochsprung Frauen – 4,55 Meter
Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) Weitsprung Frauen – 6,85 Meter
Tim Holzapfel (Unterländer LG) 800 Meter Männer – 1:49,25 Minuten
Christoph Kessler (LG Region Karlsruhe) 1.500 Meter Männer – 3:44,64 Minuten
Fabian Heinle (VfB Stuttgart 1893) Weitsprung Männer – 7,81 Meter

Silber
Jessica-Bianca Wessolly (MTG Mannheim) 200 Meter Frauen – 23,22 Sekunden
Elena Burkard (LG farbtex Nordschwarzwald) 3.000 Meter Hindernis Frauen – 9:50,10 Minuten
Marie-Laurence Jungfleisch (VfB Stuttgart 1893) Hochsprung Frauen – 1,84 Meter
MTG Mannheim (Meier - Nippgen - Hertlein - Wenzel) 4x100 Meter Frauen – 45,06 Sekunden
Simon Bayer (VfL Sindelfingen) Kugelstoßen Männer – 19,94 Meter
MTG Mannheim (Lange - Domogala - Kriesamer - Ganter) 4x100 Meter Männer – 39,79 Sekunden

Bronze
Jacqueline Otchere (MTG Mannheim) Stabhochsprung Frauen – 4,40 Meter
Mikaelle Assani (LG Region Karlsruhe) Weitsprung Frauen – 6,54 Meter
VfL Sindelfingen (Ringhoffer - Krafzik - Hartmann - Pansa) 4x100 Meter Frauen – 45,13 Sekunden
Stefan Volzer (VfL Sindelfingen) 110 Meter Hürden Männer – 13,83 Sekunden
Velten Schneider (VfL Sindelfingen) 3.000 Meter Hindernis Männer – 8:45,53 Minuten
Felix Mairhofer (MTG Mannheim) Dreisprung Männer – 15,52 Meter
Andreas Hofmann (MTG Mannheim) Speerwurf Männer - 76,33 Meter

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